Was bedeutet der Mauerfall für Jugendliche? Von 5. bis 9. November 2024 treffen sich Schüler*innen aus Polen, Frankreich und Deutschland zum Austausch über ein Ereignis, das sie selbst nicht erlebt haben und nur aus Geschichtsbüchern und Erzählungen kennen. Organisiert durch die Stiftung Berliner Mauer sprechen die Schüler*innen bei der Trinationalen Jugendbegegnung über den Wandel von Grundwerten wie Freiheit und Solidarität.
In Workshops wird es kreativ
Nach einem gemeinsamen Abendessen am Dienstagabend wird es am Mittwoch in der Druckbar Wedding kreativ. Mit Farben, Papier und Spraydosen verleihen die Schüler*innen einem grauen Ausdruck der Berliner Mauer einen neuen Anstrich. Die Schlagworte Freiheit und Solidarität säumen die Bilder, die noch bis März als Sonderausstellung in der Gedenkstätte Berliner Mauer gezeigt werden. Auch eine Besichtigung der noch vorhandenen Berliner Mauerabschnitte darf nicht fehlen. An der Bernauer Straße und der Eastside Gallery treffen die Schüler*innen auf unterschiedliche Relikte der deutschen Teilung. Die Bernauer Straße verdeutlicht den Schüler*innen die drastische Teilung durch den Straßenzug und die Trennung von Familien und Nachbarn. Die Schilderungen der Fluchtversuche empfinden viele Schüler*innen als immensen Ausdruck des Strebens nach Freiheit. An der Eastside Gallery besuchen die Schüler*innen das Memorial für die Opfer der Flucht, das ihnen die Tragik der Grenze verdeutlicht. Beeindruckt sind sie von der Gestaltung der Mauer mit Graffiti, die Kritik und Warnungen, aber auch Freude und Positivität transportieren.
Treffen mit dem Bundespräsidenten
Am Donnerstag besucht eine Gruppe das Bundespräsidialamt und wird durch den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier empfangen. Er richtet motivierende Worte an die Gäste und ruft zur Wahrung von Freiheit und Demokratie auf. Im Anschluss sind die Schüler*innen in der polnischen Botschaft geladen. Hier wird an die Solidarnosc Bewegung erinnert und die Wichtigkeit von Solidarität unterstrichen.
Zeitzeugenberichte am Freitag
Erinnern ist auch das Stichwort des weiteren Programms: Zeitzeugen, die den Mauerfall in Berlin und an verschiedenen Orten in Polen miterlebt haben, berichten von ihren Erlebnissen. In Kleingruppen interviewen die Schüler*innen die Zeugen und sind von den beeindruckenden Geschichten gefesselt. So unterschiedlich die individuellen Erlebnisse auch sind, so gemeinsam ist ihr Verständnis von Solidarität: „Mutig sein und die Ziele verfolgen, die für gemeinsames Handeln sorgen und für diejenigen einstehen, denen es nicht so gut geht wie einem selbst.“ – ein Appell, der zu Herzen geht.
Gedenkveranstaltung zum Mauerfall
Am Samstag endet die Jugendbegegnung mit dem Höhepunkt der Woche, die Schüler*innen sind geladenen Gäste bei der Gedenkveranstaltung zu 35 Jahre Mauerfall. Die Schüler*innen aus Danzig, Strasbourg und Berlin verlesen selbstverfasste Statements zu ihrer Sicht auf das Thema Solidarität vor prominentem Publikum. Sie erinnern an die Kraft von Solidarität in der Vergangenheit und appellieren, diese auch in der Gegenwart zu leben.
Die Jugendlichen haben in dieser Woche viel erlebt und geschaffen. Nach anfänglichem Zögern sind sie untereinander in Kontakt gekommen und haben gemeinsam an dem Projekt gearbeitet. Sie haben sich gegenseitig unterstützt und über die Bedeutung von Freiheit und Solidarität diskutiert. Dabei entdecken sie viele Gemeinsamkeiten und erleben internationale Verbundenheit.